Benedetto Marcello | L’Estro poetico-harmonico

Der Michelangelo der Musik

Venedig im frühen 18. Jahrhundert: zwei Männer teilen sich das Rampenlicht auf der Bühne der Musik. Aber die Geschichte würdigt nur einen der beiden, den "rote Priester", dessen Erfolg nicht so lange währte wie der Ruf des anderen. Welten trennen Vivaldi und Benedetto Marcello, der sein Leben lang hohe Ämter in der Verwaltung der venezianischen Republik bekleidete. Dieser adelige Dilletant hatte es nicht nötig zu gefallen, was die Außergewöhnlichkeit seines Stils erklärt. In einer Zeit, zu der das Wort längst der Musik untergeordnet war, befleißigte sich Marcello dem Wort zu dienen, vor allem wenn es biblischen Quellen entsprang, wie die Psalmen Davids. Sie sind zusammengesammelt in einer monumentalen Sammlung mit dem passenden Titel "Estro poetico-armonico": acht Bände, die seine Karriere krönen und von denen die fünf repräsentativsten Auszüge hier zu hören sind.